Matt Haig, Droemer Knaur
Worum geht’s?
Nora Seed, eine junge Frau, die ihr Leben als eines voller ungenutzter Möglichkeiten betrachtet: ein Leben voller „Beinahes“. Beinahe wäre sie als berühmter Rockstar um die Welt getourt; beinahe als Schwimmerin bei den Olympischen Spielen angetreten. Beinahe wäre sie Gletscherforscherin geworden und beinahe glücklich verheiratet. Stattdessen führt sie ein einsames Leben ohne Freunde oder große Zukunftsaussichten.
Als dann auch noch ihr Kater stirbt, rutscht Nora immer tiefer ins Bedauern, immer tiefer in die Depression. Schließlich unternimmt sie einen Suizidversuch – und landet in der Mitternachtsbibliothek, einem Ort voller Möglichkeiten.
Wer steckt dahinter?
Matt Haig. Der britische Bestsellerautor hat selbst Erfahrungen mit Depressionen, Ängsten und Suizidgedanken. Das spiegelt sich auch in vielen seiner Bücher wider. Er engagiert sich für die Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen.
Warum weiterblättern?
Weil es vielen von uns wie Nora geht: Wir stellen uns die Was-wäre-wenn-Frage. Was wäre, wenn ich in einer Situation anders entschieden, etwas anderes gesagt oder getan hätte? Wäre dann alles ganz anders gekommen – besser? Matt Haig wagt in „Die Mitternachtsbibliothek“ dieses Gedankenexperiment. Denn Nora bekommt die Chance, von der viele von uns nur träumen können: In der Mitternachtsbibliothek darf sie herausfinden, wie ihr Leben verlaufen wäre, wenn sie im Leben andere Entscheidungen getroffen hätte – für den Plattenvertrag und die Karriere als Rockstar. Oder für den Schwimmsport und die Olympiateilnahme.
Ohne zu viel verraten zu wollen: Noras Geschichte macht deutlich, dass es nie „die eine“ Entscheidung ist, die alles zum Guten oder Schlechten wendet. Es ist ein Buch, das Mut macht, das Bedauern über verpasste Möglichkeiten und vermeintlich falsch getroffene Entscheidungen abzulegen. Es ist eine Einladung, das eigene Leben mit anderen Augen zu betrachten und die Chancen wahrzunehmen, die sich im Jetzt bieten.
Nicole Sturm