Sag mal, …
… muss ich jedem erzählen, dass es Suizid war?
Nein, musst du nicht. Was aber nicht bedeutet, dass man es niemandem erzählen und daraus eine Art wohlgehütetes Geheimnis machen sollte. Stattdessen ist es sinnvoll, sich zu überlegen, wem man es sagen will. Und wann. Und wie detailliert. Es gibt nichts, wofür du dich schämen müsstest. Vielmehr geht es darum, dass du dich sicher fühlst.
Sag mal, …
… sollte ich meinen Kindern sagen, dass es Suizid war?
Das kommt auch auf das Alter des Kindes an: Was kann es schon verstehen, was aufnehmen und verarbeiten? Wichtig ist, immer altersgerecht zu kommunizieren. Das Wort „Suizid“ ist für kleine Kinder noch zu sperrig. Man muss auch nicht alles bis ins kleinste Detail erzählen.
Und alles Erzählen sollte immer mit dem Angebot verbunden sein, über Fragen, Gefühle und Gedanken zu reden. Aber ohne die Kinder dazu zu drängen. (Wenn dich das gerade überfordert, ist aber vielleicht eine Patentante oder jemand anderes da, der dazu bereit ist.)
In allem gilt: situationsangemessen ehrlich sein. Es wäre fatal, wenn sie es hintenrum über die Dorf- oder Schulhof-Gerüchteküche erfahren oder weil sich jemand verplappert. Indem man mit ihnen spricht (wenn man selbst so weit ist!), merken sie: Das ist kein peinliches Geheimnis und schon gar kein Tabu – nichts, wofür sie sich schämen müssten!
Falls du mehr wissen möchtest: Blattwenden-Gründerin Nic hat einen Artikel zum Trauern von Kindern geschrieben: https://www.family-fips.net/wie-kinder-trauern-oder-auch-nicht/
Sag mal, …
… warum liest man auf Beileidskarten so viel Bullshit?
Manche Beileidskarten lesen sich wie eine Sammlung aus Kalenderweisheiten, frommen Sprüchen und neunmalklugen Ratschlägen. Der Grund ist, dass wir Menschen gerne einen Sinn in allem, was passiert, erkennen wollen. Denn, so denken wir, das würde uns helfen, besser mit der Situation zurechtzukommen.
Stattdessen sind wir oft sprachlos, wollen uns das aber nicht eingestehen – und schreiben dann Dinge, die uns klug erscheinen; eben aus der Sicht Nichtbetroffener. Wenn wir ehrlich sind, haben wir, die wir uns heute über diese Art Karten aufregen, in der Vergangenheit vermutlich selbst schon solche geschrieben oder ähnliche Statements in Live-Begegnungen rausgehauen.
Trotzdem tut es weh, solches Zeug jetzt gerade, inmitten der Trauer, zu lesen. Versuche, es dir nicht zu nahe gehen zu lassen. Es sagt mehr über die Unsicherheit der anderen aus, als über dich und deine Situation.
Sag mal, …
… warum sagt mir eigentlich jeder, was ich zu tun und zu lassen haben – auch in Sachen Trauer?
Für Angehörige und Freunde von Trauernden ist es oft schwer, mit anzusehen, wenn Energiebündel plötzlich durchhängen, Organisierte überfordert sind. Sie wollen helfen, wollen die „alte Person“ zurück.
In ihrem Bemühen können sie nervig sein, teilweise sogar bevormundend und übergriffig. Ihre Absicht ist meist gut, teilweise aber auch eine Form von Selbstschutz. Denn wenn es dem Trauernden gut geht, dann geht es auch einem selbst besser … weil alles wieder (mehr) so ist wie früher, so zumindest die Hoffnung. Sie übersehen dabei, dass jeder Mensch anders ist, anders trauert, andere Dinge braucht, ein anderes Tempo hat.
Wenn jemand Trauerratschläge verteilt, die nicht hilfreich sind oder dich sogar verletzen, dann darfst du das gerne ansprechen. Denn meist steckt keine böse Absicht dahinter. Sie wissen es einfach nicht besser. Du kannst ihnen helfen, es in Zukunft anders zu machen … und besser.