Für Markus. Ein Nachruf.

Zu seinem 50. Geburtstag von seinen Freunden

Heute wäre Markus 50 Jahre alt geworden. Sein Suizid vor vier Jahren hat nicht nur mein Leben verändert und letztendlich dazu geführt, dieses Projekt zu starten. Markus Leben und Sterben hat auch das seiner Freunde verändert. Auch sie sind Suizid-Hinterbliebene geworden. Zu seinem Geburtstag kommen einige von ihnen zu Wort:

Markus und Matthias bei einem Vfl-Bochum Spiel im Stadion

Markus war ein brennender VfL-Fan

Erinnerungen von Matthias Kersting 

Markus nahm sich immer Zeit, kam auf die verrücktesten Ideen, die gemeinsam geschmiedet und teilweise umgesetzt wurden. Er konnte stundenlang mit dir über alle Themen reden, die Gespräche gingen oft bis tief in die Nacht. Zudem war er Christ, ein White-Metal Fan und Konzertgänger und ein brennender VfL Bochum -Fan.

Vor seinem Suizid planten wir gemeinsam einen VfL-Bochum Fanclub zu gründen, den Bochumer Herzschlag. Leider kam es anders als geplant Ich hätte ihn gerne als Gründungsmitglied dabei gehabt. Die anderen Gründungsmitglieder entschieden sich daher das Gründungdatum unseres Fanclubs auf den 30.09.2016 zu legen. An diesem Tag wäre Markus 46 Jahre alt geworden.

Seit seinem Suizid achte ich noch mehr darauf, dass Personen, die ich kenne und Kontakt zu mir haben, besser einzubinden und ihnen das Gefühl zu geben nicht ausgegrenzt zu werden. In unserem Fanclub haben wir einige Aktionen entwickelt, damit Menschen, die am Rande der Gesellschaft leben, durch uns ein paar gemeinsame sonnige Stunden geschenkt bekommen (Aktion Sonnenseite Bochumer Herzschlag)


Markus und Andreas bei uns im Garten.

Mir gefiel Markus‘ Empathie zu den Menschen

Erinnerungen von Andreas Schwalm

Markus und ich haben uns auf der Arbeit im Ev. Krankenhaus Wanne-Eickel kennengelernt. Ich war Stationsleitung und Markus kam zu uns auf die Station als Dauernachtwache. Sehr schnell entdeckten wir, dass wir das wir Christen waren und das hat uns von dem Moment an tief verbunden. 

Aus der Verbundenheit im Glauben ist eine Freundschaft entstanden. Wir tauschten uns gern über Fragen des Lebens aus, vertraten manchmal Kontroverse Standpunkte, dies hat jedoch nie unsere Freundschaft belastet. Beide konnten wir den anderen so akzeptieren, wie er dachte. 

Nach seinem Unfall war der Kontakt intensiver geworden (ich besuchte ihn so oft ich konnte und wir lachten zusammen trotz dessen, was passiert war). Der Kontakt nach einem Jahr nach dem Unfall brach durch räumliche Trennung zwischenzeitlich ab (Markus und Nicole zogen in den Norden und ich blieb im Pott). 

Markus und und ich haben uns in dieser Zeit weder gesehen noch gesprochen. Aber im Jahr 2009 wiedergefunden. Beide glaubten wir, dass es kein Zufall sondern Gottes Bestimmung war. Und beim ersten Treffen war die alte Vertrautheit wieder da. Das Bild von uns im Garten von Schenderleins zeigt es sehr schön. 

Wir hatten denselben schwarzen, nie verletzenden Humor, geistlich die Getragenheit im Glauben, die Freude an Musik (obwohl unser Musikgeschmack sich sehr unterschieden: er der Metalliker und ich der Jazzfan). 

Mir gefiel seine Empathie zu den Menschen und die Wertschätzung, die er jedem zu teil werden ließ. Ja, ich vermisse ihn…..sehr.  Sein Lachen, seine Nähe, seinen Rat. 

Sein selbstgewählter Tod kurz nach meinem Geburtstag (er wollte so gern kommen zu meiner Feier, doch das Auto blieb liegen) hat mich sehr tief getroffen. Ich war verletzt über diesen Entschluss…ja auch zornig. Stellte immer die Frage Warum? Warum lässt Du deine Frau und Tochter allein? 

Jetzt nach 4 Jahren kann ich Markus Entscheidung verstehen, auch wenn ich im tiefsten Herzen immer noch Nein sage. Aber ich weiß ihn geborgen in Gottes Hand. Niemand kann Markus besser verstehen als Gott. 

Was beleibt? Im Herzen die Erinnerung an einen wunderbaren Menschen, Freund, Bruder im Glauben und das Wissen das wir uns wiedersehen werden. 

Danke Markus für deine Freundschaft!


Markus und Susanne. Sehr lebendig. ;)

Markus war immer sehr lebendig

Erinnerungen von Susanne Klis

Was hat Markus und mich verbunden? Ich kannte Markus schon sehr lange, aus der Gemeinde. Wir haben zusammen Jugendarbeit gemacht und versucht, vielen Menschen von Gott zu erzählen.

Er war immer sehr lebendig, wenn ich das mal so beschreiben möchte. Wir haben immer viel Blödsinn miteinander gemacht. Als Beispiel möchte ich hier mit euch ein Erlebnis teilen: 

Wir waren in Haltern und haben dort auf einem Sandhügel gesessen. Es waren, glaube ich, fünf Freunde dabei. Wir saßen dort und haben über Gott und die Welt gesprochen. Auf einmal war Markus weg. Keiner hat gemerkt, wann er gegangen ist. Was nicht ungewöhnlich war – denn er stand oft ohne etwas gesagt zu haben auf, und war dann kurz weg.

Wir saßen noch ein paar Minuten dort und dachten echt an nichts. Auf einmal, es war schon dunkel, kam ein lautes Brüllen hinter uns und Markus tauchte auf. Er packte meine Beine und zog mich den gesamten Sandhügel runter, einfach nur so. ICH HATTE DEN SAND ÜBERALL! Und wenn ich sage überall, meine ich auch überall! 🙂

So war Markus vor seinem Motorradunfall. Danach war es anders, aber ich habe ihn immer sehr geschätzt. Auch nach seinem Unfall war er ein sehr aufmerksamer Mensch und es war immer schön, ihm zu begegnen. Das geht jetzt leider nur noch im Himmel, wo wir uns hoffentlich alle irgendwann treffen können.


Norma auf Markus´ Motorrad mit Markus im Hintergrund

Betroffen

Erinnerungen von Norma Drewek

betroffen, Adjektiv

Bedeutung: durch etwas (Negatives, Trauriges) verwirrt, innerlich bewegt, berührt

Vor 25 Jahren, an einem sommerlichen Vormittag, lag ein Motorrad in Trümmern auf einer Passstraße, der Fahrer, Markus, nicht weniger in Trümmern dreißig Meter tiefer an einem Abhang.

Als ich zu ihm hinunter kletterte, mit ihm sprach, seine Hand hielt, und den Rettern zusah, die sich von einem Hubschrauber abseilten, um ihm zu helfen, war ich betroffen.

… und kein Jahr später selbst eine dieser Retter.

Meine Betroffenheit an diesem Berghang hat mich (vielleicht) zu einem besseren Retter gemacht.

Seitdem habe ich ein Vierteljahrhundert lang Leid, Schmerz und Tod gesehen. Unfälle, unheilbare Krankheiten, Suizide. Die Betroffenheit ging weg, machte Professionalität Platz. Betroffen waren irgendwann nur noch die anderen.

Dann kam die Nachricht von Markus‘ Suizid. Genauso plötzlich, genauso schonungslos wie dieser Unfall damals, und mit ihr die Betroffenheit.

Seitdem habe ich noch einige Suizide gesehen, und manchmal auch die Menschen, die damit leben müssen. Sie sind nicht mehr „die anderen“. Jetzt teilen wir etwas, das Gefühl, betroffen zu sein.


Micha und Markus

Wir sehen Wege oft mit Markus‘ Augen

Erinnerungen von Sarah und Micha Glave

Markus ist jetzt schon eine ganze Weile nicht mehr bei uns, aber die Freundschaft zu diesem besonderen Menschen hat uns geprägt. 

Wir sehen Wege oft mit seinen Augen, ob sie barriererfrei sind. Wir werden durch Musik und ???, die er gern hörte, an ihn erinnert. 

Wir vermissen ihn als Freund, als Patenonkel, als Gesprächspartner. Er hat uns Freundschaft, Beziehung und körperliche Nähe wichtig gemacht. 

Wir haben die Himmelssehnsucht mit ihm geteilt. Umso trauriger ist, dass wir ihm nicht helfen konnten, im Leben zu bleiben. 

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